Die wirtschaftspolitische Dimension
By Entrepreneurship Campus
Auszug aus dem "Handbuch Entrepreneurship" - Hrsg. Günter Faltin:
In der wirtschaftspolitischen Diskussion herrscht Einigkeit, dass der Neugründung von Unternehmen ein hoher Wert für die ökonomische Entwicklung eines Landes zukommt. Seit die Statistiken zeigen, dass Großunternehmen kontinuierlich Arbeitskräfte freisetzen*, setzt die Politik auf Neugründungen, denen die Rolle der Schaffung neuer Arbeitsplätze zugeschrieben wird.
Eine lebendige Gründerkultur sei wichtig: In ihr entwickelten sich Ideen in einer Vielfalt und Radikalität, wie sie selten unter den Bedingungen von Großorganisationen und ihrer Hierarchien entstünden. Darüber hinaus beförderten Start-ups die Umsetzung des technischen und organisatorischen Fortschritts.
„Innovative Gründungen [...] stimulieren den Wettbewerb in den jeweiligen Märkten, forcieren den wirtschaftlichen Strukturwandel und generieren im Erfolgsfall Wachstum und Arbeitsplätze. Für ein hoch industrialisiertes und rohstoffarmes Land wie Deutschland sind sie daher eine der Schlüsselvariablen für internationale Wettbewerbsfähigkeit.“**
Der Argumentationsstrang der Wirtschaftspolitik bezieht sich auf innovative Neugründungen von Unternehmen. Sie seien es, die positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte mit sich brächten. Dies gälte nicht in gleichem Maße für imitative Gründungen. Sie sorgten lediglich dafür, dass die Märkte nicht verkrusteten, indem sie den Wettbewerb belebten. Größere Beschäftigungswirkungen hätten sie jedoch in der Regel nicht. Die innovativen Gründungen dagegen verfügten über höheres Wachstumspotenzial; Arbeitsplätze entstünden nicht nur bei ihnen, sondern auch bei anderen Unternehmen, die die neuen Chancen erkennen würden, wie Zulieferer, Komplementäranbieter und Serviceunternehmen.
Leider wird in der Politik, aber auch in Teilen der wissenschaftlichen Literatur der Begriff der innovativen Neugründungen fast ausschließlich auf technologieorientierte Gründungen bezogen. Andere Gründungen, etwa solche konzept-kreativer Art, die durchaus vergleichbare Produktivitätsfortschritte mit sich bringen können, geraten dabei aus dem Blickfeld. Dass wir dazu neigen, die wirtschaftliche Zukunft in Hightech-Bereichen zu sehen, ist verständlich, weil Deutschland seine Wirtschaftskraft lange Zeit aus industrieller Stärke bezog. Bekanntlich war die Bundesrepublik noch bis in die 70er-Jahre in vielen Bereichen wirtschaftlich und technologisch weltweit führend: Bergbau, Stahlindustrie, Schiffbau, Feinmechanik, Optik, chemische Industrie, Elektroindustrie, Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau, um nur die bekannteren zu nennen. Heute aber gibt es leistungsfähige industrielle Forschungs- und Entwicklungszentren auf der ganzen Welt, nicht nur bei uns in Mitteleuropa, den USA und Japan. Sie stehen in intensivem Wettbewerb untereinander. Nur auf Hightech zu setzen ist also, als ob man im Sport alles auf eine einzige Disziplin setzen würde und dabei übersieht, dass man in anderen, weil nicht so umkämpften Bereichen, die Medaillen einfacher holen kann. W. Chan Kim und Renée Mauborgne haben diese Überlegung in das Bild vom „blauen“ und „roten“ Ozean gefasst. Die meisten Initiativen würden sich im roten Ozean bewegen, dort, wo bereits sehr viel Konkurrenz herrsche. Sie wären besser aufgehoben in Feldern, so die Autoren, in denen die Präsenz und mit ihr die Konkurrenz deutlich geringer sei***. Dies ist kein Argument gegen Hightech, sondern der Hinweis darauf, die umfangreichen Chancen in den vielen anderen Bereichen nicht zu übersehen.
Halten wir an dieser Stelle fest, dass es um die innovative Funktion von Neugründungen geht, die für die Wirtschaftspolitik besondere Bedeutung hat.
Laden Sie sich hier das PDF vom sechsten Auszug des "Handbuch Entrepreneurship" runter.
Hier gelangen Sie direkt zum "Handbuch Entrepreneurship" - erschienen beim Springer Gabler Verlag.
* Vgl. Albach/Dahremöller 1986, S. 11.
** Global Entrepreneurship Monitor (GEM), Länderbericht Deutschland, 2005
*** W. Chan Kim/Renée Mauborgne 2005: Der Blaue Ozean als Strategie: Wie man neue Märkte schafft, wo es keine Konkurrenz gibt, Hanser Verlag München
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