Dr. Kathrin Gassert & Thomas Räuchle-Gehrig im Live Interview
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Beitrag lesenVon Entrepreneurship Campus
Das Schweizer GDI Gottlieb Duttweiler Institute hat in einer neuen Studie nach „Chancen für ein nachhaltiges Ernährungssystem“ Ausschau gehalten – und dabei eine einfache Lösung gefunden. Ganz ohne #Foodtech, Digitalisierung oder AI, nämlich: Macht nachhaltige Produkte billiger!
Basis dafür ist eine für die Schweiz repräsentative Befragung: 48 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer achten häufig oder immer darauf, sich nachhaltig zu ernähren. Es gibt hier also inzwischen einen (potenziellen) Massenmarkt. 57 Prozent der Befragten geben an, sie würden häufiger zu gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln greifen, wenn deren Preise günstiger wären. Der Durchbruch auf dem Markt wird also durch die hohen Preise verhindert.
Nun weiß ich durchaus, dass es in vielen Fällen höhere Kosten verursacht, nachhaltige Produkte herzustellen. Das gilt beispielsweise auch für Bio-Tee, den die Teekampagne in Darjeeling und Assam einkauft. Aber es gibt auch eine ganze Reihe an Lebensmitteln, bei denen die umwelt- und klimafreundliche Alternative WENIGER in der Herstellung kostet als das herkömmliche Produkt – und trotzdem TEURER verkauft wird. Beispiele dafür sind etwa Pflanzenmilch-Getränke oder veganer Käse.
Warum werden sie teurer verkauft? Weil man es kann – nach dem alten #Marketing-Spruch: „Nehmen, was der Markt hergibt“. Produzenten und Händler wissen, dass ökologisch bewusste Konsumenten bereit sind, für nachhaltige Produkte mehr zu bezahlen. Und deswegen zieht man ihnen mehr aus der Tasche. Prof. Michael Braungart (einer der Schöpfer des Cradle-to-Cradle-Konzepts) erzählt dazu die passende Geschichte. Zwar nicht über #Lebensmittel, aber symptomatisch. Er entwickelte für Philips ein ökologisch überzeugendes Fernsehgerät, das sogar kostengünstiger hergestellt werden konnte. Die Idee war, einem nachhaltigen Produkt mit einem niedrigeren Preis am Markt zum Durchbruch zu verhelfen. Philips baute den Fernseher, verkaufte ihn aber teurer als die herkömmlichen Geräte.
Damit bleibt man in einem kleinen, aber feinen, und teuren, Nischenmarkt hängen, und nimmt in Kauf, dass im Massenmarkt weiterhin Produkte mit größerem ökologischem Fußabdruck vorherrschen. Die Alternative, also nachhaltige Produkte so günstig wie möglich anzubieten, würde die #Klimabilanz des Lebensmittelhandels deutlich verbessern. Und unsere Ernährung und Gesundheit noch dazu.
Man möchte es am liebsten laut hinausschreien:
Produzenten und Händler, hört auf, ökobewussten Käufern höhere Preise abzuverlangen als es nötig ist. Ökologiebewusste Käufer, hört auf, euch über den Tisch ziehen zu lassen, nur weil die andere Seite gemerkt hat, dass man euer Ökobewusstsein für höhere Preise benutzen kann.
(Beitrag von Prof. Günter Faltin)
Verfahrenstechniker, Chemiker, Mitbegründer des Cradle-to-Cradle-Prinzipes
"Ein Werbeprospekt, gedruckt in Malaysia, enthält rund 90 giftige krebserzeugende Substanzen. Er landet in unserem Altpapier und wird wiederaufbereitet. Die giftigen Chemikalien landen dann in Schlamm und Schlacke und am Ende als Füllstoff in Kartons. Das Mistzeug, einmal in der Welt, vergiftet also am Ende unsere Pizzapackung und unsere Adventskalender."
Wir würden das Falsche perfektionieren und es dann Umwelttechnik nennen, sagt Prof. Michael Braungart. Er ist Verfahrenstehnicker und Chemiker. Zusammen mit seinem Kollegen William McDonough hat Michael Braungart das Cradle-to-Cradle-Prinzip entwickelt.
Unsere heutige Produktwelt sei primitiv. Wir stellten Dinge her, die voller Schadstoffe seien. Michael Braungart will gute Produkte machen. Ohne Schadstoffe. Die entweder als unproblematischer Kompost enden oder als wertvoller, sortenreiner Rohstoff wiederverwendet werden können. Damit die Rohstoffe auch wirklich zurückgeführt werden, sollten Waren besser geliehen statt gekauft werden, mit einer Rücknahmepflicht der Produzenten. Wenn die Hersteller ihr Material zurückbekämen, würde es sich für sie auch lohnen, hochwertige Stoffe zu verwenden.
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