Wirkung statt Mittel - Entrepreneurship in Schwellenländern

Wirkung statt Mittel - Entrepreneurship in Schwellenländern

Wirkung statt Wachstum – wie soziale Unternehmer in Schwellenländern Probleme neu denken

Lebensmittelknappheit in Afrika, hohe Geburtensterblichkeit in Indien oder fehlender Zugang zu Bildung in Gautemala. Probleme gibt es viele. Doch nicht immer braucht es große Mittel, um große Wirkung zu erzielen - oft genügt ein klarer Kopf, ein gutes Konzept und der Mut, gewohnte Denkmuster zu verlassen. Die folgenden Beispiele zeigen: Wer ein Problem wirklich versteht, kann mit einer durchdachten, unternehmerischen Idee viel verändern. Nicht Technik oder Kapital stehen am Anfang, sondern die Frage: Wie lässt sich das Problem systematisch, einfach und wirksam lösen? Entrepreneurship heißt nicht, Risiken einzugehen, sondern klüger zu denken.

Die folgenden Beispiele zeigen, dass ausgereifte Konzepte, viel Wirkung haben können. Es geht um Menschen, die für ihre Gemeinschaft, einfache Konzepte entwickelten und erfolgreich im Konzert der Großen mitspielen. 

Dharavi Market
Megha Gupta ist Journalistin in Mumbai. Sie berichtet oft über schlechte Lebensbedingungen, besonders im Slum Dharavi. Dort entdeckt sie, dass viele Handwerker hochwertige Taschen und Accessoires herstellen, diese aber kaum verkaufen können. Sie fragt sich: Wie kann man diese Produkte kaufen, ohne selbst vor Ort zu sein? Daraus entstand ihre Idee: ein Online-Marktplatz, auf dem die Produzenten ihre Waren direkt anbieten und ihre Geschichten erzählen. Die Produktion erfolgt in kleinen Wohneinheiten, wobei jeder Schritt – vom Lederschneiden über das Zusammennähen bis zur Logoprägung – unabhängig organisiert ist. Dadurch arbeiten alle effizienter. Heute sind über 150 Schneider beschäftigt und über 500 Menschen sind finanziell abgesichert – ihr Einkommen stieg um mehr als 20 %.

HelloTractor
In Kenia ist Landwirtschaft essentiell für die Bevölkerung. Es gibt viele kleine Bauern, die ohne Technik und meist per Hand, ihre Felder bearbeiten. Jehiel Oliver überlegte, wie er diesen Bauern helfen kann.
Seine Idee: eine digitale Plattform, die Bauern mit Traktorbesitzern vernetzt – ein „Uber für Traktoren“. So werden teure Maschinen gemeinsam genutzt, die Auslastung steigt, und die Fixkosten sinken. Dieses Entrepreneurial Design ermöglichte es über einer Million Landwirten, schneller und effizienter zu arbeiten. Sie erzielen höhere Erträge, ihr Einkommen steigt, und die regionale Ernährungssicherheit verbessert sich deutlich. Ein einfaches Konzept mit großer Wirkung.

MicroConsignment
Yoly Acajabón und Clara Luz de Montezuma kennen das Leben in abgelegenen Dörfern Guatemalas aus eigener Erfahrung. Sie sahen, wie Familien ohne Brillen, sauberes Wasser oder Licht auskommen mussten – nicht, weil es diese Produkte nicht gab, sondern weil sie unerschwinglich oder schlichtweg nicht erreichbar waren. Für die etablierten Hersteller lohnte es sich nicht die Produkte in den abgelegenen Regionen Guatemalas zu verkaufen.
Ihre Idee: Frauen aus den Gemeinden bekommen einfache Produkte wie Brillen, Solarlampen oder Wasserfilter auf Kommission – ohne Vorabkosten. Sie verkaufen sie günstig weiter, direkt an ihre Nachbarn. Ganz nach dem Prinzip der Freundesökonomie. So entstand das MicroConsignment-Modell. Die Umsetzung war einfach und wirkungsvoll: Zugang zu wichtigen Produkten, neue Einkommensquellen und mehr Selbstbestimmung für hunderte Frauen.

Proximity Designs
Jim Taylor und Debbie Aung Din gründeten Proximity Designs mit dem Ziel, das Leben ländlicher Familien in Myanmar nachhaltig zu verbessern. Sie stellten fest, dass viele Bauern in abgelegenen Regionen keinen Zugang zu erschwinglichen und effektiven landwirtschaftlichen Geräten hatten, was ihre Erträge und Einkommen stark einschränkte. Daraus entstand die Idee, einfach zu bedienende und kostengünstige Lösungen wie fußbetriebene Wasserpumpen und Tropfbewässerungssysteme zu entwickeln. Um diese Innovationen breit verfügbar zu machen, bauten sie ein Netzwerk aus lokalen Vertriebspartnern und Agenten auf, die direkt vor Ort die Produkte verkaufen. So erreichen sie heute nahezu 75 % der Bauern in Myanmar. Die Wirkung ist deutlich: Die Landwirte steigern ihre Erträge und Einkommen um bis zu 30 %, was zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität und Stärkung der ländlichen Gemeinschaften führt.

Cocoa360
Shadrack Frimpong wuchs in einem armen Dorf in Ghana auf und erlitt als Kind eine schwere wasserbedingte Krankheit. Seine Familie lebte von Kakao, doch trotz des reichen Kakaosektors hatten viele Dorfbewohner kaum Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung. Um dieses Problem zu lösen, gründete er Cocoa360. Das Unternehmen betreibt eine gemeinschaftliche Kakaofarm, deren Einnahmen eine kostenlose Mädchenschule und eine Klinik finanzieren. Im Gegenzug leisten die Dorfbewohner Arbeitsstunden auf der Farm. Seit 2015 ermöglicht Cocoa360 über 120 Mädchen den Schulbesuch und versorgt tausende Patienten – und verbessert so nachhaltig die Lebensqualität im Dorf.

Embrace Innovation
In Indien sterben jedes Jahr viele Neugeborene. Das liegt unter anderem daran, dass Inkubatoren fehlen. Das sind Geräte, die Babys warm halten sollen. Diese sind meist an einen Ort gebunden und sehr teuer.
Rahuel Panicker fragte sich, wie kann er die Technologie für 1% der Kosten entwickeln. Daraufhin gründete er „Embrace Innovation“. Der Inder entwickelte einen tragbaren Baby-Inkubator, der einfach einzusetzen ist für einen Bruchteil der herkömmlichen Kosten. Dadurch konnten bereits tausende Neugeborene gerettet werden, die Sterblichkeitsrate in unterversorgten Gebieten sinkt deutlich, und Familien erhalten eine bessere Chance auf ein gesundes Leben.


„Deep knowledge and understanding comes from living among those you aim to serve.”
John Perkins, Schriftsteller

Diese Initiativen zeigen: Lösungen entstehen dort, wo Menschen die Probleme vor Ort verstehen – und sie mit klaren, einfachen Konzepten unternehmerisch angehen. Nicht große Mittel, sondern gute Ideen machen den Unterschied.

Du hast eine gute Idee, wie man ein Problem in der Welt lösen kann? Dann mach mit bei der Citizen Entrepreneurship Competition! Gesucht werden keine fertigen Unternehmen, sondern einfache, kluge Ideen mit Wirkung. Die Teilnahme ist kostenlos. Du bekommst Zugang zu Kursen, Videos, Podcasts und Literatur, die dir helfen, deine Idee weiterzuentwickeln.

Reiche deine Idee jetzt ein – bis zum 11. Juli 2025!

 

 

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